Zum Abschluss der dritten Runde der Get-Transformation-Done Veranstaltungsreihe haben wir uns in unserem Special mit dem Thema „Purpose & Responsibility“ auseinandergesetzt. Im Zuge der vorhergegangenen Veranstaltungen, in denen wir uns fokussiert mit dem Thema „Ready for Strategy“ beschäftigt haben, ist mehr und mehr die Wichtigkeit der Unternehmensdimension „Purpose“ in den Vordergrund gerückt. Das haben wir zum Anlass genommen, uns bei Kaiserwetter und Panoramablick über den Bodensee an der Pfänderspitze im Rahmen des diesjährigen Specials etwas genauer mit der Thematik zu beschäftigen.
Inhaltlich war der Tag in zwei Elemente geteilt. Zu Beginn die Auseinandersetzung mit dem Thema Gemeinwohl-Ökonomie auf einer übergeordneten Ebene, um den Horizont etwas zu öffnen und in das Thema einzutauchen. Hierfür hatten wir mit Christian Felber, dem Begründer der Gemeinwohl-Ökonomie Bewegung, den optimalen Gesprächspartner. Im zweiten Teil haben wir uns auf die Praxis und konkrete Umsetzungsbeispiele konzentriert. Dabei hat uns Hedy Graber in Form eines voraufgezeichneten Interviews erklärt, wie sich die MIGROS gezielt in der Gesellschaft engagiert. Diese Inspiration konnten wir dann durch Sammeln und Präsentieren der bei den anwesenden Unternehmen bereits umgesetzten Maßnahmen nochmals erweitern.
Session 1: Christian Felber zu Gemeinwohl-Ökonomie
Gemeinwohl-Ökonomie bezeichnet ein Wirtschaftssystem, das auf gemeinwohl-fördernden Werten aufgebaut ist und ein Veränderungshebel auf wirtschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher Ebene ist. Einzuordnen ist sie von ihrer Polung und Ausprägung mittig zwischen den Extremen Kapitalismus und Sozialismus. Ihre Legitimation zeigt sich nicht nur aber sehr eindrücklich durch die vielfache Verankerung in Verfassungen und Grundgesetzen.
Zentrale Komponente der Gemeinwohl-Ökonomie ist die Gemeinwohl-Bilanz. Sie stellt ein Bewertungsverfahren dar, mit dem geprüft wird, inwieweit man dem Gemeinwohl dient. Im Vergleich zur rein ökonomischen Betrachtung in konventionellen Handelsbilanzen, werden in der Gemeinwohl-Bilanz eine Fülle an Aspekten, wie ökologischen, sozialen und auch anderen, bewertet.
Christian hat uns neben der theoretischen Erläuterung des Konzepts auch konkrete Erfolgsbeispiele, unternehmerische Vorteile und Anwendungsfelder aufgezeigt. So kann das Prinzip der Gemeinwohl-Ökonomie beispielsweise als gutes Hilfsmittel zur Umsetzung der SDGs dienen. Zu den zentralsten unternehmerischen Vorteilen einer gemeinwohl-ökonomischen Betrachtung mittels Gemeinwohl-Bilanz zählen neben der Sinnerfahrung, die Möglichkeit die Gemeinwohl-Bilanz als Organisationsentwicklungs-Instrument zu verwenden. Das deshalb, weil es einen 360˚ Blick auf das eigene Unternehmen ermöglicht.
Entlang unterschiedlichster Beispiele von Banken (Sparkasse Dornbirn) und Versicherungen (VLV) über Privatunternehmen (Trumer Privatbrauerei) bis hin zu Universitäten (FH Burgenland) und Gemeinden (Mäder und Nenzing) lassen sich die Erfolge und der positive Beitrag der Gemeinwohl-Ökonomie zum Teil in der direkten Umgebung aufzeigen.
Session 2: Hedy Graber zu gesellschaftlichem Engagement am Beispiel von Migros
Auf „den fahrenden Zug“ der Praxisorientierung ist Hedy Graber, Leiterin der Direktion für Kultur und Soziales beim Migros-Genossenschafts-Bund, aufgesprungen und hat uns ihre Engagements sowie die dahinterliegende Logik etwas genauer erläutert. Dabei hat sich insbesondere eines klar gezeigt: bei „Purpose & Responsibility“ handelt es sich keinesfalls um ein modernes Thema, das früher so keine Rolle gespielt hat. In den Migros Statuten ist nämlich bereits seit den 1950er Jahres festgehalten, dass 1% des jährlichen Umsatzes für gesellschaftliche Zwecke eingesetzt und gezielt investiert werden soll. Diese damals von Gründer Gottlieb Duttweiler verankerte „Kulturprozent“ stellt heute die Grundlage des Migros Engagement-Fonds dar. Dieser stellt heute jährlich in Summe rund 150 Millionen Franken für die Themen Zusammenleben, Kultur, Bildung, Gesundheit, Technologie und Ethik sowie für Klima und Ressourcen zur Verfügung und trägt damit maßgeblich zum gesellschaftlichen Engagement in der Region bei. Wenn man es in Hedy Grabers Worten zusammenfasst: „Nur in einer gesunden Gesellschaft entsteht auch eine gesunde Wirtschaft.“ Dafür lohnt es sich, Engagement zu zeigen.
Nach dem Vorbild von Hedy Graber’s Beispielen für Maßnahmen haben wir im Anschluss an das Interview einen Überblick über die bekannten und erwähnenswerten Initiativen der anwesenden Unternehmen geschaffen und schnell erkannt, dass alle, zwar in unterschiedlicher Ausprägung aber dennoch, einen spürbaren gesellschaftlichen Beitrag leisten und damit mit ihrem unternehmerischen Dasein zusätzlichen Sinn stiften.
Ausblick für 2022
Wir werden unsere Veranstaltungsreihe „Get Transformation Done“ im Jahr 2022 fortsetzen und mit Strategic Excellence an unser letztes Motto anknüpfen. Weitere Informationen zu den kommenden Inhalten und zur Anmeldung finden Sie zeitnah auf unserer Homepage:
www.get-transformation-done.net
Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!