"Digitale Transformation muss sich nach den Bedürfnissen der Menschen richten."

Herr Postai, der Begriff „Transformation“ wird, insbesondere im Kontext der Digitalisierung, immer häufiger verwendet. Seine Bedeutung wird dadurch immer schwammiger. Was verstehen Sie darunter?

Wir verwenden den Begriff zur Beschreibung der vielfältigen Veränderungen, die sich auf breiter Front vollziehen. Wir alle erleben diesen Wandel, der sicher ein Stück weit von der Digitalisierung getrieben ist. Aber, die Dampfmaschine war genauso wenig alleinige Ursache der industriellen Revolution, wie es heute Computer sind. Es müssen viele Faktoren zusammenkommen, und wir müssen uns mit mehr als nur der „Digitalisierung“ beschäftigen.

Welche Themen bearbeiten Sie heute im Vergleich zu vor 5 Jahren?

Es sind weniger die Themen als vielmehr die Art und Weise, wie an den Aufgaben gearbeitet wird, die sich verändert hat. Unternehmen müssen Know-how zukaufen und externe Spezialisten mit eigenen Mitarbeitern zusammenspannen. In einem solchem interdisziplinären Team zu guten Ergebnissen zu kommen ist eine enorme Herausforderung und ein zentrales Erfolgsmoment. Wir sind heute oft diejenigen, die diese interdisziplinäre Kooperation organisieren.

Was sind die größten Learnings, die Sie zu Transformationsprozessen hatten?

Insbesondere das Verständnis, dass die digitale Transformation mensch-gemacht ist. Wir können mitbestimmen und im jeweiligen Wirkungsbereich mitgestalten. Wir als Akteure der digitalen Transformation müssen zudem „an den Menschen Maß nehmen“, d.h. wir müssen uns nach den Bedürfnissen der Menschen richten. Entwicklungen müssen danach beurteilt werden, inwiefern sie das Leben der Menschen verbessern. In Bezug auf Kunden wird das schnell verstanden: Produkte, die ein echtes Kundenproblem lösen, verkaufen sich besser. Das Prinzip funktioniert auch darüber hinaus, zum Beispiel bei Mitarbeitern eines Unternehmens oder Bürgern einer Gemeinde. „Am Menschen Maß nehmen“ heißt die richtige Geschwindigkeit finden, Menschen nicht zu überfordern oder abzuhängen. Wir haben in Vorarlberg einige Unternehmen, die das mit hervorragenden Ergebnissen praktizieren.

Die digitale Transformation verändert ja ganze Wertschöpfungsketten. Alleingänge werden dadurch immer schwerer. Welche Rolle spielt der unternehmensübergreifende Austausch?

Cooperation is the new competition– das zeigt sich nicht nur im Zusammenhang mit Innovationsprozessen sondern gerade auch im täglichen Geschäft. Langfristig werden Unternehmen erfolgreich sein, die wissen wie man Kooperationen gestaltet. „Kooperation“ klingt nett, ein wenig alternativ, fast romantisch und nach einem Thema für Weltverbesserer. Tatsächlich aber sind erfolgreiche Kooperationen tough, die Champions-League. Wer hat nicht lieber alles selbst „in der Hand“?

Wie setzen Sie das bei Ihnen im Unternehmen um?

Wir haben uns in den letzten Jahren technisch erneuert, erweitern unser methodisches Repertoire. Wir sind flach organisiert, vernetzen uns, organisieren, auch mit Kunden, Lernreisen, investieren in unsere Weiterbildung. Nicht zuletzt betreiben wir aber auch die Veranstaltungsreihe „Get Transformation Done“, in deren Rahmen sich Top-Unternehmen laufend zum gemeinsamen Wissensaufbau und Erfahrungsaustausch treffen. Unsere nächste Veranstaltung dreht sich gerade um diese Auseinandersetzung zwischen Transformation und Gesellschaft. In Vorarlberg ist die Bereitschaft zum Austausch groß, der daraus resultierende unmittelbare Nutzen ist kaum zu überschätzen.

Kontakt

Mag. Bernd Postai

Partner und Managing Director

Kontaktdaten

+43 5523 69 175
bernd.postai@poesis.at

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